Es gibt diese super Tage: Dein Baby strampelt, du fühlst dich frisch und gut – und du bereitest dich auf die Geburt und die Zeit danach vor. Dann gibt es aber auch diese anderen Tage. An denen machst du dir viele Gedanken und Sorgen. Du fragst dich, ob du eine gute Bindung zu deinem Baby hast – und was das ominöse Wort „Mutterglück“ eigentlich bedeutet. An diesen Tagen fragst du dich vielleicht auch, ob du traurig sein und über Dinge weinen darfst, auf die du wegen der Schwangerschaft verzichten musst. Selbstzweifel, Sorgen und viele Fragen sind völlig normal in der Schwangerschaft. Deine Gefühle schlagen Purzelbaum – und riesige Freude mischt sich mit Angst und Überforderung.

Die Geburt ist ein Wunder – das Gefühlschaos nicht

Dass du Gefühlsschwankungen dieser Art hast, ist wirklich kein Wunder: Die Umstellung auf die Schwangerschaft ist körperlich wie seelisch enorm. Natürlich beeinflusst das auch dein Wohlbefinden. Symptome können auftreten – wie etwa bleierne Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen und eben auch Stimmungsschwankungen. Plötzlich stellen sich viele wichtige Fragen: Wie organisieren wir uns? Wie können wir – trotz Schwangerschaft – so lange wie möglich weitermachen wie bisher? Deine Pläne geraten durcheinander, deine Wohnsituation muss eventuell verändert werden und vieles mehr. In den ersten Wochen der Schwangerschaft werden alle Organe und Organsysteme des Babys angelegt. Ab der sechsten Schwangerschaftswoche (SSW) kann man schon den Herzschlag des Babys abhören – dieses kleine Herz schlägt um die 140 bis 160 Mal in der Minute. Die ganze Entwicklung des Babys geht rasant vonstatten – dein Kind ist dabei komplett mit deinem System verbunden, sowohl körperlich als auch seelisch. Da ist es vollkommen normal, wenn du unsicher wirst.

Neun Monate lang wächst das Baby – und die Mutter auch

Die Freude ist groß, wenn die ersten drei Monate um sind, endlich ein kleiner Bauch zu sehen ist und alles etwas realer für dich wird. Diese Wochen und Monate rennen meistens sehr schnell vorbei. Dabei gerät oft in Vergessenheit, dass auch die Mutter sich Zeit dafür geben muss, um „mitzuwachsen“. Sich der neuen, aufregenden und auch beängstigenden Situation gefühlsmäßig anzunähern, sich Sorgen und Ängsten zu stellen, um so die Zeit auch in vollen Zügen entspannt genießen zu können.

Drei Mal drei Monate

1. Trimester: Erster bis dritter Monat

Wie schon erwähnt: Im ersten Trimester werden alle Organe und Organsysteme deines Babys angelegt. Ab der sechsten SSW kann der Herzschlag deines Babys (140 bis 160 Mal in der Minute) nachgewiesen werden. Die Umstellung auf die Schwangerschaft ist für dich körperlich wie seelisch enorm. Natürlich beeinflusst diese Umstellung auch dein Wohlbefinden. Nicht wenige werdende Mütter müssen mit Symptome wie bleierner Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen zurechtkommen. Die oben angesprochenen Fragen zum organisatorischen Drumherum deines Alltags drängen sich in deinen Kopf.

2. Trimester: Vierter bis sechster Monat

Im zweiten Trimester wächst das Baby richtig schnell – und kann schon sehr viel. Es kann beispielsweise Fruchtwasser trinken und auch wieder ausscheiden. Nieren, Magen und Darm arbeiten bereits – dein Kind verdaut und sammelt die Stoffwechselprodukte als sogenanntes „Kindspech“ in seinem Enddarm. Am Ende dieses Trimesters ist dein Baby circa 26 Zentimeter groß und wiegt um die 500 Gramm. Dein Baby kann zu diesem Zeitpunkt auch schon hören und sehen – es reagiert also auch auf Reize wie Stimmen, Schall und Licht. Dein Bauch wird immer größer. Ab der 16. SSW ist es möglich, dass du erste Kindsbewegungen spürst. Meist lassen in dieser Zeit Unwohlsein und andere Symptome nach – in dieser Zeit kannst du dich gut in der neuen Situation einrichten. Es ist also ein guter Zeitpunkt, um mal durchzuatmen, zur Ruhe zu kommen und die möglicherweise getroffenen Entscheidungen umzusetzen: Sei es, anderen zu eröffnen, dass du schwanger bist oder eventuelle Veränderungen beim Job, Umzug usw. in Angriff zu nehmen. Ab der 20. bis 24. SSW kannst du dein Baby sehr viel deutlicher wahrnehmen: Die Bewegungen werden stärker spürbar, Regelmäßigkeiten werden erkennbar, Beziehung und Bindung werden immer stärker. Überhaupt geht es nun sehr viel um die Bindung von dir und deinem Kind. In dieser Zeit schaffen es viele Schwangere, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um in sich hineinzuhören. Yoga, Meditation oder Mantra-Singen können sehr dabei helfen, die Verbindung mehr wahrzunehmen und zu stärken. Dann wird spürbar, wie das Baby zum Beispiel auf Entspannung, Zeit und Ruhe, auf die Stimme usw. reagiert.

3. Trimester: Siebter bis neunter Monat

Im dritten Trimester ist dein Kind quasi komplett entwickelt – es muss jetzt nur noch weiterwachsen und Speck anlegen. Während der gesamten Schwangerschaft nimmst du zwischen zehn und vierzehn Kilo zu. Davon sind circa ein Kilo Fruchtwasser und zwei Kilo zusätzliches Blut. Dazu kommen noch die Einlagerung von zweieinhalb bis drei Kilo Flüssigkeit, die Plazenta mit circa einem Kilo – und natürlich dein Kind selbst mit etwa 2,8 bis 3,8 Kilo. In dieser Phase kommen die meisten Schwangeren mit dem Wunsch nach Hilfe und Unterstützung zu mir. Denn es zeigen sich oftmals ein paar Beschwerden: Zum Beispiel sammelt sich Wasser (insbesondere in Händen und Füßen) an – sehr häufig treten auch Kreuzschmerzen auf. Diese ziehen oftmals bis ins Becken und in die Beine, wobei in den meisten Fällen nur eine Seite betroffen ist.

„Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit“

In unserer Gesellschaft wird sehr deutlich betont, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist und schwangere Frauen so weitermachen können wie immer. Der Mutterschutz in Deutschland beginnt erst sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Es ist nicht geregelt, dass Schwangere automatisch ihre Stundenzahl im Job verringern können. Wenn die Belastung zu groß ist, müssen sie sich deshalb leider oft krankschreiben lassen – obwohl sie nicht krank sind. Natürlich ist eine Schwangerschaft keine Krankheit und vieles kann weiterlaufen, wie immer. Trotzdem ist es absolut notwendig, dass Schwangere mehr Ruhe und auf jeden Fall die Möglichkeit haben, regelmäßig warme Mahlzeiten zu sich zu nehmen und an der frischen Luft zu sein. Mache dir bewusst, dass du in der Zeit deiner Schwangerschaft auch gut für dich selbst sorgen musst. Kümmere dich um dich und mache dir eine entspannte Zeit. Zu wissen, was genau in dir vorgeht, kann dir viele Ängste nehmen und Stimmungsschwankungen abfedern. Weitere Tipps und Ideen können dir noch mehr dabei helfen, diese spannende Zeit mehr zu genießen:
  • Vertraue dir selber – und höre auf deinen Bauch Du wirst damit konfrontiert werden, dass dir Bekannte, Verwandte, Freunde und Fremde tausend Tipps geben und dir eigene Erfahrungsberichte erzählen. Es wird sicher nicht ausbleiben, dass du widersprüchlichen Rat bekommst. Jeder wird irgendetwas besser wissen – und das alles kann sehr verunsichern. Mein Rat: Höre tief in deinen Bauch hinein und vertraue deinem Grundgefühl.
  • Erhalte dir ein wenig Freiheit Deine Freiheit endet, sobald du schwanger wirst. Denn nun kommen eine ganze Menge Regeln auf dich zu, beispielsweise die Vorschriften und Anordnungen von Ärzten. Du fragst dich: Was darf ich essen und was sollte ich auf jeden Fall meiden. Darf ich noch in die Sauna gehen? Kann ich meinen Beruf weiter ausüben oder meinen Sport weiter fortführen? Mein Rat: Informiere dich gründlich und achte auf dich.
  • Versuche nicht stärker zu sein, als du bist In der Schwangerschaft kommst du immer wieder an die eigenen Grenzen. Dir ist speiübel, aber du musst zur Arbeit. Du fühlst dich nicht wohl, aber es sind Gäste geladen. Mein Rat: Wenn es dir nicht gut geht, schleppe dich nicht ins Büro. Entspanne und atme. Während du da schlapp im Bett liegst, mache dir bewusst, dass dein Körper sehr produktiv ist – denn das Baby in deinem Bauch wächst und wächst! Du musst nicht mehr die Nächte durcharbeiten, joggen gehen oder andere nervenaufreibenden Projekte durchziehen. Höre auch hier auf deinen Bauch. Wenn deine Kraft zu Ende geht, ist Feierabend!
  • Suche dir eine Hebamme, anstatt zu viel im Internet zu surfen Die regelmäßigen Besuche beim Gynäkologen sind vorgeschrieben. Sie können viele deiner Fragen beantworten. Für den Rest einfach im Internet googeln? Mein Rat: Wende dich lieber an eine erfahrene Person, zu der du Vertrauen hast. Es ist so unendlich wertvoll, eine Hebamme zu haben, die dich unterstützt. Sie kann dir all die Fragen beantworten, die immer wieder auftauchen werden. Sie steht mit ihrer Ruhe und Erfahrung ganz an deiner Seite. Eine Hebamme sorgt dafür, alle Ängste aus dem Weg zu räumen, statt sie durch die vielen Werte und Normen auszulösen, die bei der Vorsorge in den Arztpraxen und Kliniken gang und gäbe sind. Heute ist es durch die erschwerte Situation der Hebammen gar nicht mehr so einfach, eine zu finden – deshalb bemühe dich ganz früh in der Schwangerschaft darum.
  • Teile deine Erfahrungen mit Während der Schwangerschaft durchlebst du so viele Momente und Gedanken. Sei es die Angst vor einer Fehlgeburt, das Jammern wegen der Übelkeit, die schmerzenden Brüste, das Ziehen im Bauch, die Rückenschmerzen oder das Sodbrennen. Vielleicht denkst du, dass manches „banal“ ist, weil du denkst, dass das ja schließlich jede Frau durchmacht, die schwanger ist. Viele entscheiden dann, Sachen für sich zu behalten. Mein Rat: Keiner kann in deinen Kopf gucken und sehen, was dich grade beschäftigt. Deshalb teile dich mit. Teile die anstrengenden und beängstigenden Momente genauso wie die wunderschönen. Zu Teilen, worüber du dir Gedanken machst, hilft dir bei der Verarbeitung – und es hilft auch deinen Nächsten, die dich so besser verstehen und unterstützen können. Und schließlich sorgt das Mitteilen auch für gemeinsame Erfahrungen und liebevollen Kontakt, der wohltuend und notwendig ist.
  • Genieße schöne Stunden zu zweit – und vertraue deinem Körper Bei all dem, was passiert, was auf dich zukommt und was du fühlst: Gönne dir zwischendurch immer wieder kurze Auszeiten. Gehe in den Wald, in die Sonne – also raus in die Natur. Lass mal die Sonne an deinen Bauch, wenn du im Sommer schwanger sein solltest. Dein Baby spürt das Licht. Mein Rat: Jede von uns ist eine Yogini. Wir haben alle schon die Erfahrung gemacht, dass Ruhe, Geduld und Weisheit uns mehr helfen als Ungeduld, Stress und Ärger. Bewegungen in flüssiger Abfolge – beispielsweise beim Qi Gong oder Yoga – sind ungemein entspannend, fördern den Kontakt und die Bindung zu deinem Kind und du erfährst ein großes Maß an Wohlgefühl. Kleinere Wehwehchen wie Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen, Kurzatmigkeit usw. werden gelindert. Ob du schon oft Yoga oder Ähnliches gemacht hast, spielt dabei keine Rolle. Du kannst jederzeit damit beginnen. Hierbei lernst du außer den Bewegungen auch deine Atmung besser kennen. Und das Allerbeste ist das Chanten von kurzen Melodien (Mantra). Klang und Melodie verbinden sich in einen wundervollen Energiefluss des Lebens. Solltest du dich nicht gut fühlen, warum auch immer, zögere nicht deine Hebamme zu fragen, Freunde anzurufen und zu treffen oder einen Termin bei passenden Therapeuten auszumachen. Bleibe nicht alleine und lasse dich unterstützen.